Gräberfeld

Dieter Winge im Interview mit Buten&Binnen
Pressemitteilung vom 18. Oktober 2022


Bremen: "Abschluss" der Ausgrabungen an der Reitbrake

Die Bremer Landesarchäologie gedachte am 16. Oktober 2022 den sowjetischen Opfern der Nazis an der Reitbrake in Bremen-Oslebshausen. Ein Konzert vor Ort bildete den Abschluss für die Ausgrabungen durch das Team der Landesarchäologin Prof. Dr. Uta Halle.

Die Bürgerinitiative zur Stärkung der Wohn- und Lebensqualität in Oslebshausen und das Bremer Friedensforum , ohne deren Recherchen und Öffentlichkeitsarbeit die Grabungen wohl nicht erfolgt wären, erneuerten vor Beginn der Veranstaltung ihre aktuellen Forderungen, u.a. nach Fortsetzung der Suche nach 300 vermissten Leichnamen sowie der Ausweitung des Grabungsgeländes.

Siehe auch die vorherige Pressemitteilung:

https://www.bremerfriedensforum.de/1496/graeberfeld/Pressemitteilung-der-BI-Oslebshausen-und-Umzu-und-des-Bremer-Friedensforums-zur-offiziellen-Beendigung-der-archaeologischen-Grabungen-auf-dem-Graeberfeld-fuer-sowjetische-Zwangsarbeiter-an-der-Reitbrake/

Der Bürgerschaftsabgeordnete Olaf Zimmer postete auf seiner Facebook-Seite: "... Wie nun weiter hier. Die Bürger*inneninitiative hat klare Forderungen. Die Einsetzung einer unabhängigen Expert*innenkommission ist eine richtige davon. Auch dass die Ausgrabungen jetzt weiter gehen müssen, und natürlich die Errichtung einer würdigen Gedenkstätte an diesem Ort faschistischen Terrors. Eine Bahnwerkstatt ist hier sicherlich auch aus diesem Grund keine gute Idee."

Sönke Hundt berichtet von der Veranstaltung: "Die Landesarchäologie hatte zu "einem besonderen Konzert an einem besonderen Ort" eingeladen. Der Anlass: der Abschluss der Ausgrabungsarbeiten am "Russenfriedhof" an der Reitbrake. Warum jetzt so ziemlich plötzlich die Ausgrabungen in dieser Konzertveranstaltung als abgeschlossen erklärt wurden, ist mir nicht so richtig klar geworden. Ursprünglich sollte es doch bis Ende Oktober gehen. Also die Ausgrabungen sind abgeschlossen, aber die Untersuchungen gehen weiter. Die wissenschaftliche Auswertung in den Räumen der Landesarchäologie kann dann noch mal, so Frau Halle, 24 bis 36 Monate dauern. Die letzten Zahlen, die sie heute nannte: über 60 vollständige Skelette und die Überreste von insgesamt 203 menschlichen Überresten seien geborgen worden, wovon 150 mit Namen identifiziert werden konnten. Vorher konnte ich mich noch mit Werner Wick, dem Pressesprecher vom Kulturressort, unterhalten. Ich fragte ihn natürlich, wann die Entscheidung Bahnwerkstatt ja oder nein fallen würde, oder wann mit der Planfeststellung begonnen würde. Darüber wollte er mir aber nichts sagen, die Ausgrabungen und ihre Auswertung und der Bau der Bahnwerkstatt hätten erst mal nichts miteinander zu tun.

Also insofern war das m.E. alles ein großes Ablenkungsmanöver. Das Wort Bahnwerkstatt fiel kein einziges Mal, eine Diskussion oder Fragen danach waren auch nicht vorgesehen, nur die Herstellung von Einmütigkeit und Ergriffenheit. Ein über 30-köpfiges Orchester (die camerata musicale aus Bremen-Nord) spielte eine nach meinem Geschmack etwas schwülstige Sinfonie. Komponist: Reinhold Glière, der - sorgfältig ausgewogen - in Kiew geboren wurde und in Moskau gelebt hat. Immerhin: Frau Halle erwähnte in ihrer Rede die BI Oslebshausen und umzu und das Bremer Friedensforum, die überhaupt den Anstoß zu den Ausgrabungen gegeben hätten."


Fotos: Hartmut Drewes, Olaf Zimmer, Sönke Hundt, Ekkehard Lentz

Bilder:
Empfangskomitee Reitbrake
Flugblatt
Landesarchaeologin Uta Halle
Olaf Zimmer und Ekkehard Lentz Reitbrake
Reitbrake 16.10.22
Veranstaltung Reitbrake
00:03:57
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