Gräberfeld

Pressemitteilung vom 25. Oktober 2021


Hunderte Knochenteile gefunden

Bremer Friedensforum und Bürgerinitiative fordern Stopp der Bahnwerkstatt-Planungen in Bremen-Oslebshausen

Seit August 2021 laufen auf dem Gräberfeld sowjetischer Naziopfer in Bremen-Oslebshausen, dem sogenannten „Russenfriedhof“, archäologische Grabungen. 21 Erkennungsmarken, ein Schädel und hunderte von Knochenfragmenten wurden bisher gefunden. Acht Opfer konnten nun anhand der Marken identifiziert werden. Dies berichtet die Bremer Landesarchäologin Uta Halle gegenüber dem Fernsehmagazin von Radio Bremen „Buten un Binnen“ (https://rb.gy/lg8lkt). Nach den sterblichen Überresten wird voraussichtlich noch bis nächstes Jahr gesucht.

„Nun ist es bestätigt. Nicht alle Leichname der sowjetischen NS-Opfer wurden 1948 umgebettet. Die Zustände müssen chaotisch gewesen sein. Das Areal an der Reitbrake ist klar eine völkerrechtlich geschützte Kriegsgräberstätte.“ sagt Ekkehard Lentz vom Bremer Friedensforum.

Dieter Winge von der Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu ergänzt: „Es wäre nicht zu vermitteln, sollte der Bremer Senat die Ansiedlung der Bahnwerkstatt nun unbeirrt weiterverfolgen. Gegenüber den Angehörigen der Opfer kann kann man dieses Vorgehen moralisch eigentlich nicht vertreten.“

Übereinstimmend sah es Halle auch im letzten Jahr, als Garagen auf dem Schützenhof-Gelände abgestellt werden sollten. Der Schützenhof war eine Außenlager des KZ Neuengamme. Halle damals: „Ich finde es moralisch verwerflich, fast auf den Tag genau 75 Jahre nach der Befreiung dieser KZ-Außenstelle hier von einem Bauvorhaben zu sprechen.“ (https://rb.gy/h4ysar , https://rb.gy/pezvr8)

Das Bremer Friedensforum und die Bürgerinitiative fordern einen sofortigen Stopp der Planungen. Es wäre davon auszugehen, dass bis heute sterbliche Überreste auf der Gesamtfläche von 20.000 Quadratmeter zu finden sind. Bislang hat das Grabungsteam sich auf eine 3.500 Quadratmeter große Teilfläche konzentriert. Die Archäologen vermuten, die sterblichen Überreste von mehr als 300 Zwangsarbeitern aus dem Zweiten Weltkrieg zu finden.

Der Bremer Senat wird aufgefordert, das Grundstücksangebot gegenüber der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und Alstom zurückzuziehen und sich um einen alternativen Standort zu bemühen.

Für das Gelände in Oslebshausen sollte nun eine Gedenkstätte konzipiert werden. In unmittelbarer Nähe zum wiederentdeckten Zwangsarbeiterfriedhof lag die größte Ansammlung von Lagern für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in der Rüstungsstadt Bremen.

Der französische Schienenfahrzeughersteller Alstom beabsichtigt mit Unterstützung des Bremer Senats eine Bahnwerkstatt mit Abstellanlage in Bremen-Oslebshausen bis zum Jahr 2024 zu errichten. Die Investition ist Teil eines 760 Millionen Euro schweren Auftrags.

Im Frühling dieses Jahres haben Friedensforum und Bürgerinitiative die Behörden auf den zentralen Friedhof für sowjetische Kriegsopfer aufmerksam gemacht. Die Stadt Bremen hatte die Existenz vergessen. Die Aktivisten konnten bis heute über 400 sowjetische Opfer des Nationalsozialismus, die dort bestattet wurden, namentlich identifizieren. (https://rb.gy/y7g3xq , https://rb.gy/n51ele)


Bildunterschriften:


1)

Bildabruf: 211012-A6407079.jpg

Bildunterschrift: Grabungen der Bremer Landesarchäologie an der Reitbrake in Bremen-Oslebshausen

Foto: Sönke Hundt

2)

Bildabruf: https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=300393958

Bildunterschrift: Personalkarte des auf dem „Russenfriedhof“ bestatteten sowjetischen zweiundzwanzigjährigen Matrosen aus Krasnodar, dessen Erkennungsmarke jetzt gefunden wurde

Quelle: Verteidigungsministerium der Russischen Föderation

Rechtliche Informationen: https://obd-memorial.ru/html/legal-info.htm

Für weiterführende Recherchen:

Prof. Dr. Uta Halle

Leiterin Landesarchäologie Bremen

+ 49 (0) 421 361 14238

uta.halle@landesarchaeologie.bremen.de


Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu

Wir sind Anwohnerinnen und Anwohner von Bremen-Grambke, Gröpelingen und Oslebshausen und setzen uns für die Lebensqualität in unserem Stadtteil ein.

Als Bürgerinnen und Bürger eines überparteilichen Bündnisses machen wir gezielt auf unsere Belange aufmerksam.

Von der Politik fordern wir, sich intensiver mit den Belangen unseres Stadtteils zu befassen. Wir wollen beitragen, ökologische und soziale Lösungsalternativen für die drängenden Probleme unseres Wohnorts zu finden.

Pressekontakt: Dieter Winge – Tel.: 0179 379 6615 – Mail: info@bi-oslebshausen.de


Bremer Friedensforum

Das Bremer Friedensforum wurde 1983 in der Auseinandersetzung um den so genannten Nachrüstungsbeschluss der NATO gegründet.
Regelmäßige Aktivitäten des Bremer Friedensforums, wie Ostermärsche, Mahnwachen zu den Jahrestagen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, Antikriegstagsveranstaltungen, aktuelle Themenabende und Unterschriftensammlungen, werden auf den monatlichen Treffen beraten und vorbereitet. Die Bildung von neuen Arbeitsgruppen und Gesprächskreisen ist möglich, so dass auch Neueinsteigern das Einleben erleichtert wird. Das Friedensforum versteht sich als Bürgerinitiative und als Teil der weltweiten Friedensbewegung und ist von Parteien und Organisationen unabhängig. Mit anderen Gruppen in Bremen und im Bund wird zusammengearbeitet.

Das Bremer Friedensforum arbeitet auf ehrenamtlicher Basis und wird durch Spenden finanziert.

Pressekontakt: Ekkehard Lentz – Tel.: 0173 419 43 20 –
Mail: info@bremerfriedensforum.de

Download: Presseinformation
00:03:36
Newsletter
Soziale Netzwerke